Kleine Helden feiern den Valentinstag

14. Februar: Valentinstag – Geschichte zum Tag der Liebenden

Deutschland, gegen Ende der 1940er. Das ganze Land liegt nach dem 2. Weltkrieg in Schutt und Asche, völlig zerbombt und ausgebrannt. Die Alliierten und allen voran die US-Amerikaner versuchen, wieder einen Hauch von Normalität und Stimmung unters Volk zu bringen. Zunächst mit mäßigem Erfolg. Doch bei all dem Leid für Jedermann gibt es Berufssparten, die es noch härter trifft, als andere. Bäcker, Maurer, Mechaniker, Metzger, Schreiner… all diese Leute werden dringend zum Wiederaufbau benötigt.

Was aber macht ein Florist? Blumen sind zu dieser Zeit so ziemlich das Letzte, was das Volk braucht. Zumindest bis zu jenem Tag, als die amerikanischen GIs den Valentinstag nach Deutschland brachten, den Tag der Liebenden. Kaum zu glauben, dass bei den wenigen überlebenden Männern und der handvoll frustrierter Kriegs-Heimkehrer ein Tag wie der 14. Februar eine echte Chance hatte, aber im Jahre 1950 wurde der Valentinstag offiziell in Deutschland eingeführt – und allen voran feierten von nun an die Blumenhändler.

Natürlich haben diesen Brauch nicht die Amis erfunden. Amis haben ja noch nie irgendeinen brauchbaren Brauch erfunden. Aber die Amerikaner sind Weltmeister darin, alte europäische Bräuche aufzunehmen, sie zu konservieren und dann bei passender oder auch unpassender Gelegenheit wieder nach Europa zurückzuexportieren, ganz ähnlich wie zum Beispiel Halloween. Wer hat’s also erfunden? Genau, die … nein die Schweizer waren’s ausnahmsweise nicht, sondern die Engländer … Allerdings, wenn man es ganz genau nimmt, waren es sogar die Römer … irgendwie lange vorher und ganz unfreiwillig … schauen wir also doch kurz ein paar Tausend Jahre zurück.

Die Legende des kopflosen Predigers Valentin von Terni

Es lebte einmal im alten Italien des 3. Jahrhunderts n. Chr. so eine Art christlicher Prediger namens Valentin von Terni – so erzählt es zumindest die Legende. Dieser Valentin von Terni traute Liebespärchen. Und die Liebespärchen wiederum ließen sich äußerst gerne von Priester Valentin trauen, weil seine geschlossenen Ehen angeblich unter einem besonders guten Stern standen. Als Hochzeitsgeschenk überreichte Valentin von Terni den frisch vermählten Eheleuten stets ein Blumensträußchen aus seinem eigenen Garten. Allerdings traute der gute Valentin nicht nur Zivilisten, sondern auch römische Soldaten, denen das Heiraten eigentlich strikt verboten war. Am 14. Februar 269 n. Chr. soll es deshalb gewesen sein, dass die Römer auf Befehl des Kaisers Claudius II. unseren guten Valentin für seine Verstöße, sowie fürs Christ sein im Allgemeinen, kurzerhand enthaupteten und somit zum Märtyrer machten.

Der 14. Februar als Hinrichtungstag war jedoch aus römischer Sicht unklug gewählt, denn dieses Datum fiel auf den römischen Festtag Lupercalia. An diesem Tag feierten junge Römer  (ja, die gab es tatsächlich schon vor Falco) und Römerinnen ein Fest zu Ehren der römischen Göttin Juno (welche bei den Griechen unter dem Namen Hera gefeiert wird), der Schutzpatronin der Ehe. Stets an diesem Tag baten junge Mädchen das Liebesorakel im Juno-Tempel um Rat bezüglich ihrer Partnerwahl. Des Weiteren soll man unter den Jungs Lose verteilt haben, auf denen die Namen junger lediger Frauen standen und so jeweils eine Art Blind Date vereinbarte – wohl vergleichbar mit dem heutigen Herzblatt-Hubschrauber. Männer, die bereits verheiratet waren, schenkten ihren Frauen Blumen zu diesem Festtag – Männer wurden also vor rund 1.750 Jahren schon zum Blumen schenken verdonnert…

Die Wiedergeburt des Valentinstag

Rund 100 Jahre nach seiner Hinrichtung wurde Valentin von Terni heilig gesprochen und im Jahre 496 n. Chr. erklärte Papst Gelasius den 14. Februar sogar zum Valentinstag. Im Laufe der Zeit vermischten sich dann wohl die Erinnerungen an den Blumen überreichenden Priester, mystische Liebesorakel und verkuppelnde Herzblatt-Rendezvous. Und so verschmolzen letztendlich all die Liebesgesten und Bräuche des römischen Lupercalia-Festes mit den Märtyrer-Taten unseres romantischen Priesters ineinander und wurden vom Volk  unter den 14. Februar gedeckelt, dessen Namensgeber ein geköpfter Geistlicher war, eben jener Valentin von Terni.

Die Welt hätte diesen Tag der Liebenden aber vermutlich trotzdem irgendwann vergessen, wenn nicht die Engländer das Turteln auf Kommando im Mittelalter wiederbelebt hätten. Den Anfang machte ein englischer Schriftsteller namens Geoffrey Chaucer, der sein Gedicht “Parlament der Vögel“ anno 1383 am Hofe des Königs Richard II. anlässlich einer Valentinsfeier uraufführte. Dieses Gedicht erzählt vom Vögeln oder so … Ernst bei Seite: Alle Vöglein versammelten sich um die Göttin der Natur und so fanden sich dann lauter liebende Vögelpärchen zusammen – also ging’s doch ums Vögeln!

Ab dem 15. Jahrhundert begannen dann Liebespärchen in England damit, sich kleine Geschenke, Gedichte und irgendwann auch Blumen zu überreichen. Als die Engländer dann nach und nach in die neue Welt nach Amerika aufbrachen, nahmen sie den Brauch mit über den Teich, konservierten ihn dort über vier Jahrhunderte und brachten ihn nach dem 2. Weltkrieg als GIs getarnt nach Deutschland – wie bereits Anfangs erwähnt. Bleibt die Frage offen, ob es nicht einen direkteren Weg zwischen England und Deutschland gegeben hätte, als ausgerechnet über Amerika?! Sei’s drum. Mittlerweile feiert fast die ganze Welt in mehr oder weniger abgewandelter Form den Valentinstag, sogar die Chinesen dürfen sich an diesem Datum besonders tief in die Äuglein schauen.

Tag der Blumen, Geschenke und Restaurant-Besitzer

Kleine Geschenke, liebevoll und mit eigener Hand gestaltet, oder sogar Liebesgedichte, erfüllt mit eigenem Herzblut und Gefühl, all das geriet mittlerweile ziemlich in Vergessenheit. Heutzutage beherrscht die Rosenkavallerie, die Süßwaren-Mafia, das Duftwasser-Syndikat und die Glitzerschmuck-Unterwelt das Geschehen rund um den 14. Februar. Aus den Medien rufen sie im Chor hervor: „Kauft ihr Leute, kauft groß ein, für wahre Liebe darf’s schon etwas teurer sein“ , oder so ähnlich.

Ehrlich gesagt fühle ich mich von solchen Pseudo-Feierlichkeiten wie den Valentinstag immer etwas erpresst, genauso wie übrigens an Muttertag. Außerdem klingen all diese „Feiertage“ ein bisserl nach Freibrief, den zu Ehrenden an den restlichen 364 Tagen des Jahres etwas weniger Beachtung schenken zu dürfen. Deshalb plädiere ich dafür, seine Liebsten das ganze Jahr über mit Liebe, Respekt und Einfühlsamkeit zu begegnen und einfach unterm Jahr mal mit einer Kleinigkeit zu beglücken, dann könnten wir den Valentinstag wieder getrost nach Amerika zurückschicken … oder wenigstens nach England. 😉

© Andy Ilmberger, Februar 2020

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